SELSINGEN. Der Verbreitung des Christentums
im heutigen Norddeutschland ist mit dem Schwert der Boden
bereitet worden. In seinem Vortrag
vor den Mitgliedern des Heimatbundes Bremervörde-Zeven
hielt der Rotenburger Kreisarchäologe Dr. Stefan Hesse
am Sonntag im „Selsinger Hof" die Lupe über unsere
Region. Unter der Überschrift „Von Heiden zu Christen
- Die Archäologie der Sachsen bis zum Hochmittelalter
im Landkreis Rotenburg" ging er den Spuren nach, die auf die
Christianisierung und deren Folgen hinweisen oder uns eine
Ahnung davon geben, wie sie in der Region abgelaufen sein
könnte.
Am Anfang steht das Schwert - es wurde von 772 bis 804 geschwungen.
Nachdem die christlichen Franken die heidnischen Sachsen endgültig
besiegt hatten, ließen diese sich taufen. Die Taufe
allein machte aus den Sachsen indes nicht unmittelbar auch
Christen. Heidentum und Christentum lebten noch lange Zeit
nebeneinander, betonte Hesse.
Die Sachsen bauten Kirchen, aber mit heidnischen Opfergaben
in den Fundamenten. Feuerbestattungen waren fortan verboten
und Körperbestattungen sollten ausschließlich auf
Kirchhöfen stattfinden. Auf dem Gräberfeld in Wittorf
fanden Archäologen Hinweise auf ein längeres Festhalten
der einheimischen Bevölkerung an heidnischen Praktiken.
So
wurden Bestattungen in Nord-Süd-Richtung ebenso nachgewiesen
wie solche in Ost-West-Richtung - wie bei Christen üblich.
Laut Hesse zeigt dies, dass nach Ende der Sachsenkriege die
neue Religion keineswegs allerorten in den Alltag Einzug gehalten
hat.
Von einer Festigung des Christentums kann mit Gründung
des Stifts Heeslingen 961 gesprochen werden.
Stefan
Hesse ging schließlich auf die Ausgrabungen neben dem
Christinenhaus in Zeven ein. Funde legen die Vermutung nahe,
dass dort Alt-Zeven lag. Der Bau des Zevener Klosters verschaffte
Maurern, Tischlern und anderen Handwerkern Arbeit. Das könnte
zu deren Ansiedlung in der Nähe des Klosters geführt
haben. Diese Vermutung müsse indes noch untermauert werden.
(ZZ 28.04.2017) |