Überraschung
auf der Ausgrabungsfläche
Archäologen
entdecken in Zeven ungewöhnliches Baumaterial
von Jens Zschiesche (vergleiche den ZZ-Artikel vom 4. Oktober 2017 )
Überraschende Funde machte in den vergangenen Wochen das Team der
Kreisarchäologie des Landkreises Rotenburg/Wümme auf der
Ausgrabungsfläche im Gewerbegebiet „Zur Reege“. Die Fachleute
stießen auf Baumaterial, welches möglicherweise im Zusammenhang mit
dem Kloster Zeven steht.
„Das
ganze Ding ist ziemlich ungewöhnlich! Was es genau war, wird
eventuell noch die weitere Untersuchung zeigen“, sagte am Fundtag
der Grabungstechniker Ingo Neumann und blickte auf eine Platte, bei
der es sich um eine Bodenplatte oder auch um einen Dachziegel handeln
könnte. Auf jeden Fall ist es wohl ein Gegenstand aus einer jüngeren
Zeit als viele der bisher ausgegrabenen Objekte. Seit dem Jahr 2015
wurden in den Resten der mittelalterlichen Siedlung Funde gemacht,
welche den Zeitraum der Nutzung auf das 8./9. bis 12./13. Jahrhundert
datieren.

Neben den beiden Brunnen waren Steine aufgerichtet, deren Zweck bisher
nicht geklärt werden konnte; Grabungstechniker Ingo Neumann
Nun
entdeckten Ingo Neumann, die Studentin Jette Harms und die beiden
18-jährigen Helfer Lennart Picht und Patrick Weber - die beide als
Freiwillige für ein Jahr einen Einblick in die Arbeiten einer
Denkmalschutzbehörde erhalten - zum Beispiel Reste einer Dachpfanne
und einzelne Formsteine, von denen einer auch Verzierungen
besitzt. „Die Backsteine haben ein großes Format und die Platte,
bei der es sich wohl um einen Flachziegel handelt, ist nicht
unbedingt typisch“ meinte Dr. Stefan Hesse auf Nachfrage. Der
Kreisarchäologe datiert die Baumaterialien „um 1200“ und einige
in der Bodenschicht ebenfalls gefundene Keramikreste, die zum Teil
mit Riefen verziert sind, als „eventuell in die 2. Hälfte des 12.
Jahrhunderts“.
Nach
seiner Aussage handelt es sich bei den außergewöhnlichen Objekten
um „extravagante Baumaterialien, die möglicherweise im
Zusammenhang mit einer Aufbau- oder Umbauphase des Klosters Zeven
stehen könnten“. An der Fundstelle überlagern sich nach Auskunft
der Fachleute Gebäude und direkt daneben war zuvor eine auffällige
Grube gefunden worden, die mit einem rötlichen Lehm gefüllt war.
Allerdings gab es keinen Brennofen. Ob die einzelnen Formsteine etwa
zu einem Bauexperiment oder einer Bauruine gehören ist noch zu
klären.
„Die
bisherigen Ausgrabungen auf der gesamten Fläche brachten schon für
die Gegend ungewöhnliche Keller, die jedoch nicht sehr professionell
errichtet wurden. Mit Grubenhäusern kannte man sich besser aus“,
sagte Ingo Neumann mit Blick auf bisherige Funde. Von ihm war auch zu
erfahren, dass nach dem Abschluss der Ausgrabungen auf der bisher
erforschten Fläche ab Oktober ein Grundstück auf der anderen
Straßenseite im Fokus von Archäologen einer Firma aus Köln stehen
wird. Und das ein - dazu vom Landkreis berechtigter - Sondergänger
auf der bisherigen Ausgrabungsfläche mit seinem Metallsuchgerät die
Reste eines hochmittelalterlichen Schlosses gefunden hatte. Womit
jedoch kein Gebäude gemeint ist. Vielmehr eine Art Vorhängeschloss
mit einem Federmechanismus.
Außerdem
grub das Team der Kreisarchäologie vor wenigen Tagen in den Resten
zweier Brunnen. Bei deren Bau war Holz verwendet worden. Deshalb
besteht nun die Hoffnung, dass durch dessen dendrochronologische
Untersuchung - einer Altersbestimmung anhand von Baumringen - eine
genauere Datierung möglich wird.

Patrick
Weber, Jette Harms und Lennart Picht (v. li.) mit der zu dem
Zeitpunkt noch nicht geborgenen Platte in der vorgefundenen
Fundsituation.

In
den Überbleibseln eines Brunnens fanden sich vor wenigen Tagen auch
Reste von Eichenholz.
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