Schriftsteller
erobert Herzen der Zuhörer
Gerhard Henschel liest
beim Heimatbund Bremervörde-Zeven aus
seinen Werken
SELSINGEN.
Der Schriftsteller Gerhard Henschel war zu
Gast beim Heimatbund Bremervörde-Zeven.
Henschel hat die Herzen der Zuhörer im
Nu erobert, als er mit seinen „Brechstangenversen"
Sätze auf Deutsch und Englisch vorlas.
Unglaublich komisch hörten sich dieses
Sätze an, obwohl ihr Inhalt eigentlich
normal war.
Gerhard Henschel hat auch mit seinem Buch
„Landvermessung" viele Bewohner des Altkreises
Bremervörde angesprochen, da die geschilderte
Wanderung bis nach Nartum führte: eine
Wanderung von Bargfeld bei Celle (dem früheren
Wohnort des Dichters Arno Schmidt) bis nach
Nartum ins Haus Kreienhoop, einst Wohnort
Walter Kempowskis.
Gerhard Henschel wohnt heute am Rande der
Lüneburger Heide und hat drei Kinder.
Schon früh wollte er Schriftsteller werden.
Am Anfang war das eine brotlose Kunst und
seinen Lebensunterhalt (er wollte kein Geld
von seinen Eltern) verdiente er sich erstmal
in einer Spedition als Packer und als Bedienung
in einer etwas problematischen Kneipe.

Schriftsteller
Gerhard Henschel signierte Bücher bei
seiner Lesung
vor Mitgliedern und Gästen des Heimatbundes
Bremervörde-Zeven.
Nebenbei, manchmal zu ungewöhnlichen
Tages- und Nachtzeiten, ging er immer wieder
an seine schriftstellerischen Arbeiten, die
er anfangs mit mäßigem Erfolg
Verlagen anbot, was sich dann doch eines Tages
änderte.
Gerhard Henschel ist Verfasser vieler Sachbücher;
im Zentrum seines Schaffens steht die bisher
siebenbändige autobiografische Reihe
des Ich-Erzählers Martin Schlosser. Neben
den vielfältigen Erlebnissen im engsten
Familienkreis werden die Werbesendungen des
Fernsehens, unvergessene Fernsehserien und
die Zeitereignisse ab Mitte der 1960er Jahre
wieder lebendig.
Zu
Gast bei Kempowski
Seit 1984 war Henschel oft zu Gast bei Walter
Kempowski und man könnte heute sagen,
Henschel schreibt mit den Martin-Schlosser-Romanen
dessen „Tadellöser & Wolff"
fort.
In seiner Lesung begann er mit Ereignissen
aus dem Leben des zehnjährigen Martin
Schlosser. Der ging, um die Flotte seiner
Matchbox-Autos zu vergrößern, auf
Diebestour; überlegt und gezielt: in
jedem Kaufhaus nur eines, damit er nicht auffiel.
Erwischt wurde er dennoch, und seine Mutter
musste ihn bei der Polizei abholen. Schimpfpredigten
und Hausarrest war nun das Ergebnis seiner
Aktionen.
Das Besondere an dem Text war aber, dass er
geschrieben und auch vorgetragen worden ist
mit dem Tonfall und mit den Gefühlen
eines Zehnjährigen. Es erheiterte schon
sehr, dass ein gesetzter Mann (der Lesende)
solche „Untaten" aus seiner Jugend berichtete.
Dann war ein Auszug aus der „Landvermessung"
dran, wo er den letzten Abschnitt vortrug,
die Wanderung von Gyhum nach Nartum. Kromschröder
konnte an diesem Abschnitt nicht teilnehmen,
da er im Martin-Luther-Krankenhaus Zeven versorgt
werden musste.
In Nartum bekam er dann zu hören: „...
dass immer noch Menschen Kempowskis Aufträge
ausführen ...", denn diese Wanderung
war eigentlich Kempowskis Idee, der Arno Schmidt
auch sehr verehrte. Kempowski hatte mal gesagt,
eine Wanderung von Bargfeld müsse unbedingt
in Nartum enden. Das hat Henschel nun 2015
wahr gemacht, fotografiert von Gerhard Kromschröder,
der außerordentliche und auch ganz bewusst
banale Foto-Motive beisteuerte.
Der letzte Teil der Lesung war ein Ausschnitt
aus dem „Jugendroman", in dem er eine
Goldene Hochzeit schildert. Diesmal alles
aus dem Blickwinkel des nunmehr 15-jährigen
Martin Schlosser, der sich beim Alkoholkonsum
ein Beispiel an Älteren nimmt. ----------------------------------------------------------------
ZZ
29.03.2018
Er schildert den Versuch, einem Schwerhörigen
eine grammatische Ungenauigkeit in der Anzeige
zur Goldenen Hochzeit zu erklären, der
aber immer nur mit einem verständnislosen
Gesicht da stand. Fazit des missglückten
Versuchs: ach, ist eigentlich nicht so wichtig!
Es fehlte nicht die typische Hochzeitszeitung.
Sie wurde in Teilen vorgetragen und - wenn
der Inhalt es so wollte - von Henschel vorgesungen,
sodass manche den Refrain schon mitgesungen
hätten, wenn er denn gesungen worden
wäre. Manche Ansätze dazu waren
schon zu hören. Überhaupt lief Henschel
beim Gesang der Hochzeitszeitungs-Verse zur
Hochform auf. Wer das Grußwort von ihm
auf der Homepage des Heimatbundes oder auf
der Internetseite der ZZ gesehen und gehört
hatte, war doch überrascht. Im Video
der seriöse Schriftsteller und dort der
über sich selbst hinauswachsende Vortragende,
der urkomische Situationen herrlich darstellte.
Ein Riesenapplaus war der Dank für diese
wunderbare Lesung.
Nach einer Zigarettenpause wurden dann Bücher
signiert, die man auf dem Büchertisch
erstehen konnte. Manche, z. B. Nartumer, brachten
auch schon früher gekaufte Bücher
zum Signieren mit.
Die Atmosphäre war ausgesprochen entspannt,
man ging sehr stark mit bei diesem tollen
Vortrag und es wurde viel gelacht. Die Zuhörer
waren sich einig, einen sehr kurzweiligen
Nachmittag verlebt zu haben. Wer ihn noch
nicht kannte, war froh, ihn kennengelernt
zu haben.
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